Klimaschutz und Landwirtschaft gemeinsam denken
Mit dem parlamentarischen Staatssekretär im Bundesumweltministerium Florian Pronold war die Bundestagsabgeordnete Sylvia Lehmann (SPD) zu Gast in der Flora Agrar GmbH in Schönefeld. Neben dem Engagement des Familienbetriebes im Bereich Insektenschutz und Artenvielfalt ging es um notwendige politische Rahmenbedingungen für eine nachhaltige und zukunftsfeste Landwirtschaft.
Landwirte in dritter Generation
Über die letzten sechs Jahrzehnte hat sich der landwirtschaftliche Familienbetrieb im Umfeld des Flughafens BER kontinuierlich weiterentwickelt. Inzwischen bewirtschaftet die Familie Pahl mit Senior-Chef Jürgen Pahl und den beiden Söhnen Oliver und Patrick sowie 10 Mitarbeitern rund 1.900 Hektar landwirtschaftliche Nutzfläche. „Allerdings mit fallender Tendenz“, sagt Oliver Pahl. Im Zuge von Flughafenerweiterungen rechnet er über die nächsten Jahre mit einem Flächenverlust von 300-400 Hektar. Dabei müsse der Betrieb aufpassen, nicht noch doppelt bestraft zu werden. Nicht nur der direkte Flächenverlust für Baumaßnahmen schlagen zu Buche, „auch die erforderlichen Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen nehmen zusätzliche Flächen in Anspruch“, erklärt er. In verschiedenen Naturschutzprojekten setzen sich Pahls deshalb für produktionsintegrierte Maßnahmen sowie sinnvolle Projekte an geeigneten Standorten auch außerhalb des unmittelbaren Flughafenumfeldes ein. „Naturschutz macht schließlich nicht nur hier in Schönefeld Sinn“, so Pahl. Im Blühpatenschaftsprogramm des Unternehmens, das u.a. Wintergerste, -roggen, -raps und -weizen anbaut sowie stark auf Zwischenfrüchte setzt, sieht er ein weiteres klares Bekenntnis, aktiv zum Erhalt der Artenvielfalt beizutragen. „23 Parzellen konnten wir inzwischen mithilfe von Blühpaten auf unseren Flächen anlegen", berichtet er.
Klimaschutz und Landwirtschaft zusammenbringen
Durch einkommenswirksame Anreize, mehr Wertschätzung und Kooperation eine Win-Win-Situation für Landwirtschaft, Umwelt und Gesellschaft herzustellen, das sei das erklärte Ziel ihrer Partei, so Sylvia Lehmann mit Blick auf die anstehende Bundestagswahl. Persönlich sieht Lehmann dabei in erster Linie kooperative Naturschutzmaßnahmen „mit Landwirten als Partner auf Augenhöhe" als Mittel der Wahl. „Kooperativer Naturschutz funktioniert in Teilen gut, doch ganz ohne Ordnungsrecht wird es leider nicht gehen“, so die Einschätzung ihres Parteikollegen, Staatsekretär Florian Pronold, zur künftigen Ausgestaltung der Klimaschutzpolitik. „Es gibt kaum eine Branche in Deutschland, die gegenwärtig so stark reglementiert ist, wie die Landwirtschaft“, hält Denny Tumlirsch, Hauptgeschäftsführer des Landesbauernverbandes Brandenburg dagegen. „Für Landwirte ist es daher kaum noch möglich, tatsächlich als freie Unternehmer zu agieren“, gibt er zu bedenken. Es müsse gelingen, Landwirte in ihrer Unternehmerrolle zu stärken und zugleich „Klima und Landwirtschaft künftig stärker gemeinsam, statt als Gegensätze zu denken", schlägt Pronold eine Brücke.
Ökologisch, ökonomisch und sozial nachhaltig
„Nachhaltigkeit bedeutet für mich Ökologie, Ökonomie und soziale Aspekte unter einen Hut zu bekommen“, unterstreicht Sylvia Lehmann. „Ich möchte landwirtschaftliche Produktion - ganz gleich ob konventionell oder bio - in der Region halten“, erklärt sie. Einigkeit herrscht auch beim Thema faire Entlohnung der Leistungen der Landwirte. „Am Ende des Tages gehört gute Arbeit auch fair entlohnt“, so Lehmann. Dies sei Grundvoraussetzung für den Erfolg künftiger Strategien. Die Einkommenssituation müsse bei einer Neuausrichtung der heimischen Landwirtschaft stets mitgedacht werden. „Bei aller Veränderungsbereitschaft, die wir Landwirte im Zuge des Klimawandels mitbringen, müssen wir von unserer Arbeit letztlich auch leben können“, bringt es Jürgen Pahl am Ende auf den Punkt.
Bild zur Meldung: Sylvia Lehmann und Florian Pronold zu Gast in der Flora Agrar GmbH