Landtagswahl 2019 - Landwirte fragen nach
Duben – Wie ticken die Vertreter der Parteien, die am 1. September in den neuen Landtag gewählt werden wollen?Auf der Regionalberatung mit Mitgliedern des Bauernverbandes Südbrandenburg bezogen Landtagskandidaten Stellung zu landwirtschaftlichen Fragen. Thema waren u.a. Vermarktung, Ökologie, Tierwohl, Strukturwandel und der Wolf.
CDU-Spitzenkandidat Ingo Senftleben startet mit einem klaren Bekenntnis: „Ich halte an der 1. und 2. Säule fest. Eine Kappung der Betriebsprämie lehne ich ab.“ Gekappt werden soll hingegen die Bürokratie. Damit Landwirte „nicht mehr Zeit im Büro als auf dem Acker verbringen“ will Senftleben 20% der Vorschriften in dem Bereich abschaffen. Ökolandwirt und Direktkandidat der SPD, Sascha Philipp, setzt vor allem auf eine solide Finanzierung und stärkere Einbeziehung des Berufsstandes. „Ich möchte, dass Landwirtschaft ökologischer wird“, so Philipp. Das heiße jedoch nicht, dass alle Ökolandwirtschaft betreiben müssten. Finanzierbar sei dies ohnehin nicht. Mangelnde Praxistauglichkeit attestiert Philipp auch dem neu aufgelegten Blühstreifenprogramm - „weil die Praxis bei der Erstellung nicht ausreichend beteiligt wurde.“
Auf das Wahlprogramm seiner Partei angesprochen, bezeichnet der Direktkandidat der Grünen, Stefan Schön, die mittelfristige Forderung nach 100% Ökolandbau in Brandenburg als „Verhandlungsmasse“. Auch seine Haltung zum Thema Ferkelkastration überrascht. Schön, der von Beruf Tierarzt ist, sieht vor allem Potenzial in der Immunokastration. Während sich seine Mitstreiter bisher größtenteils kaum mit Kastrationsmethoden befasst haben bzw. wie SPD-Mann Philipp eher skeptisch sind, bewertet Schön die Schutzimpfung gegen Ebergeruch als „elegante Lösung.“
Felix Thier, Direktkandidat der Linken, liegen Umwelt, Tierschutz aber auch gute Bedingungen für Arbeitskräfte in der Landwirtschaft und fairer Handel am Herzen. Importe von amerikanischem Rindfleisch sieht Thier als problematisch. Gleiches gelte allerdings auch für Billigexporte deutscher Lebensmittel, die landwirtschaftliche Strukturen im Ausland zerstörten. In Brandenburg müssten zudem Agrarflächen vor dem Ausverkauf an außerlandwirtschaftliche Investoren geschützt werden.
Mit Blick auf die Einkommenssituation sieht Sascha Philipp vor allem die Landwirte als Unternehmer in der Pflicht sieht. Bessere Bedingungen für die Vermarktung ihrer Produkte auszuhandeln, könnte nicht die Politik für sie leisten. CDU-Mann Senftleben hält dagegen. Er werde vom Handel einfordern, regionale Produkte in die Regale zu bringen Mit einer regionalen Dachmarke will er die Position der Landwirte stärken. Ein Regionalsiegel für Brandenburg befürworten auch die Direktkandidaten der Freien Wähler Björn Langner und Axel Eckert. Verbraucher sollten wissen, wo ein Produkt herkommt. Nach Auffassung von Langner sei es durchaus möglich und im Ausland nicht unüblich, Neuansiedlungen von Handelsunternehmen an klare Bedingungen zu knüpfen.
Jacqueline Krüger, Direktkandidatin der FDP und einzige Frau in der Runde vermisst die verarbeitende Industrie in Brandenburg als wichtigen Abnehmer für landwirtschaftliche Erzeugnisse. Zudem müsse Wirtschaft auch in den Schulen stärker Einzug halten. Sie plädiert für „entschlankte Förderprogramme“ und unbürokratische Entschädigungen bei Wolfsübergriffen. „Wir brauchen eine Beweislastumkehr“, fordert sie. Krüger, die zugleich Sportschützin ist, befürwortet auch die Einführung von Schutzjagden.
Große Einigkeit herrscht am Ende offenbar bei der Frage nach dem künftigen Zuschnitt des Landwirtschaftsministeriums. Die Bündelung von Landwirtschaft und Umweltschutz habe sich bewährt. Einem kompletten Neuzuschnitt oder gar Eingliederung des Landwirtschaftsressorts in das Wirtschaftsministerium, erteilen alle Parteien eine Absage. „Landwirtschaft und Umweltschutz gehören zusammen. Und zwar gleichberechtigt“, fasst Ingo Senftleben die Meinungen zusammen.
Bild zur Meldung: Podiumsgäste