Mehr Kuhkomfort mit eigener Kraft - Landratsbesuch in Elbe-Elster
Finsterwalde - Wie mit einem durchdachten Konzept aus einem alten Stall ein komfortabler, heller Ort für entspannte Tiere und moderne Arbeitsplätze für Mitarbeiter entstehen können, demonstrieren die Gastgeber des diesjährigen Landratsbesuches in Elbe-Elster, Frank Neczkiewicz und seine Mannschaft. Beim Baustellenfrühstück auf Einladung des Bauernverbandes Südbrandenburg zeigen sich Landrat Christian Heinrich-Jaschinski und Berufskollegen vom Vorher-Nachher-Effekt beeindruckt. Denn die Finanzierung stemmt die Landwirtschafts-GmbH Finsterwalde trotz harter Zeiten allein aus eigener Kraft.
Aus Alt mach Neu
„Trotz schwierigster Bedingungen nach der Dürre haben wir den neuen Innenausbau im Milchviehstall komplett aus Eigenmitteln finanziert. Das war ein enormer Kraftakt, denn das Jahr 2018 ging in vielerlei Hinsicht an unsere Belastungsgrenzen", so der Gastgeber. In all den Jahren als Geschäftsführer habe er eine solch schwierige Zeit noch nicht erlebt. Dennoch Mut und Motivation aufzubringen Neues zu wagen, sei für den 3000 Hektar Betrieb, der knapp 50 Mitarbeiter beschäftigt und 534 Milchkühe hält, schwierig gewesen. „Die alten, abbezahlten Anlagen haben uns einerseits gerettet. So mussten nicht noch zusätzlich Kredite bedient werden. Aber Standards entwickeln sich stetig weiter und es war an der Zeit, bessere Bedingungen Tiere und Mitarbeiter zu schaffen.“ Neczkiewicz ärgert, dass die Politik beim Thema Tierwohl vor allem auf Neubau setzt. „Die hohen Anforderungen der Premiumförderung lassen sich nur in neuen Stallanlagen erfüllen. Aber auch in alten Ställen können wir durch Umbaumaßnahmen Tieren mehr Komfort bieten“, erklärt der Landwirt. Die Basisförderung ersatzlos zu streichen, sei ein falscher Schritt gewesen. „Hier muss Politik ernsthaft über Alternativen nachdenken, Landwirte besser zu unterstützen“, fordert Bauernverbandsgeschäftsführerin, Carmen Lorenz.
Tiere genießen Priorität
„Wie sieht die Futtersituation für Tiere und Biogasanlage aus?“, möchte der Landrat wissen. „Zuerst kommen unsere Tiere und dann die Biogasanlage“, stellt Neczkiewicz klar. „Während wir im letzten Jahr nicht wussten, wie wir sie über den Winter bekommen, können wir jetzt etwas aufatmen.“ Mit dem zweiten Schnitt sei die Grundfutterversorgung inzwischen nahezu gesichert. Doch verbrauchte Reserven müssten neu aufgefüllt werden. Das bleibe nicht ohne Konsequenzen. „Wir haben deutlich weniger Raps und mehr Mais als Futtergrundlage im Anbau.“ Von einer vermeintlichen Vermaisung könne dennoch keine Rede sein. „Der Maisanteil im Kreis ist noch genauso hoch wie 1990“, erklärt er. „Bei der Biogasanlage haben wir zum Glück flexible Verträge ausgehandelt. Starre Verpflichtungen ohne die Option bei unvorhergesehenen Ernteausfällen auch mal deutlich weniger zu liefern, hätten wir nicht erfüllen können.“
Dürrehilfe sei Dank
In der angespannten Lage sei letztlich aber auch die Dürrehilfe „ein Segen“ gewesen - trotz komplizierten Antragsverfahrens. Rund 23% Prozent der Schadensausfälle habe der Betrieb auf diese Weise ausgleichen können. „Der vom Landwirtschaftsministerium in Aussicht gestellte Nachschlag von 13% ist ebenfalls mehr als willkommen“, so Neczkiewicz. Nach gut zwei Stunden Diskussion über Wirtschaftlichkeitskennzahlen, Ausgleichszahlungen für benachteiligte Gebiete, Wildschäden, Straßenpflege, Flächenverkäufe und Müllbeseitigung schließt Bauernverbandschef Thomas Goebel mit einem Dank an Gastgeber, Landrat und anwesende Kollegen die Runde. „Ich wünsche allen gutes Wetter und eine normale Ernte. In diesem Jahr kann sie unser Berufsstand ganz besonders gut gebrauchen.“
Bild zur Meldung: Landratsbesuch in Finsterwalde